https://peds-ansichten.de/2022/12/von-raketen-und-kuehlschraenken/
von Peter Frey (Ped) 12.12.2022
Das Eine ist Teil einer knallharten Realität, das andere der einer absurden Propaganda.
Propaganda treibt logischerseits seltsame Blüten, voller Absurditäten, was dem emotionalen, manipulativen Wesen von Propaganda geschuldet ist. Was schert sie auch Rationalität, so es ihr doch um
das Hantieren mit existenziellen Ängsten und Hoffnungen geht. Und so wird auch im Ukraine-Konflikt das russische Militär einerseits zur ungeheuren, kinderfressenden Gefahr aufgebauscht und im
gleichen Atemzug als Koloss auf tönernen Füßen dargestellt. Einer der Chips aus Kühlschränken entwenden muss, damit er überhaupt noch Raketen auf die wehrlose, reinstdemokratische Ukraine
abfeuern kann.
Der folgende Beitrag von Drago Bosnic wurde auf der Plattform Southfront erstveröffentlicht und von dort, ins deutsche übersetzt übernommen (1, a1).
Seit fast 10 Monaten versucht die Mainstream-Propagandamaschinerie die Welt davon zu überzeugen, dass Russland die modernen Waffen ausgehen, insbesondere die präzisionsgelenkte Munition (PGM)
(2), die für Langstreckenangriffe auf strategisch wichtige, von Kiew kontrollierte Ziele unerlässlich ist. Angeblich ist das russische Militär so verzweifelt, dass es Waschmaschinen, Smartphones,
Laptops oder andere Geräte mit integrierten Mikrochips ausschlachtet, um seine Waffenproduktion aufrechtzuerhalten (3). Solche unsinnigen Behauptungen (4) würden von niemandem akzeptiert, der
auch nur annähernd weiß, wie Militärtechnologien funktionieren. Sie sind jedoch ein wichtiger Bestandteil des Informationskriegs, der darauf abzielt, Russland als angeblich „rückständig“ oder
„technologisch herausgefordert“ darzustellen (5).
Letztlich blamieren sich die Befürworter solcher Behauptungen nur selbst, da Russland nicht nur konsequent fortschrittliche Langstrecken-PGMs einsetzt, sondern von diesen insbesondere in den
letzten Monaten sogar noch zunehmend Gebrauch macht (6). Dies wurde kürzlich auch von keinem Geringeren als der New York Times (NYT) bestätigt, einem der Flaggschiffe der massiven
Mainstream-Propagandamaschine des politischen Westens.
Am 5. Dezember veröffentlichte die NYT einen Bericht mit dem Titel „Russian cruise missiles were made just months ago despite sanctions“ (Russische Marschflugkörper wurden erst vor wenigen
Monaten trotz Sanktionen hergestellt), in dem enthüllt wurde, dass die so genannte „schwere PGM-Knappheit“ im russischen Militär nichts weiter als ein Mythos ist. Dem Bericht zufolge haben vom
Kiewer Regime beauftragte Waffenermittler festgestellt, dass „mindestens ein russischer Marschflugkörper vom Typ Kh-101 (7), der bei den weit verbreiteten Angriffen am 23. November eingesetzt
wurde, erst im Oktober hergestellt wurde“ (8).
Die in Kiew gefundenen Reste von Kh-101-Marschflugkörpern hatten Komponenten, die Monate nach der Verhängung der angeblich „lähmenden“ westlichen Sanktionen gegen Russland hergestellt wurden. Der
politische Westen versprach seinem Lieblings-Marionettenregime, dass die Restriktionen Moskaus Fähigkeit zur Herstellung fortschrittlicher Waffen, insbesondere von Langstrecken-Marschflugkörpern
wie der luftgestützten Kh-101 oder der seegestützten „Kalibr“, stoppen würden. Seitdem wurden jedoch Hunderte dieser Raketen hergestellt und vom russischen Militär eingesetzt, was katastrophale
Folgen für die strategisch wichtige Infrastruktur der Neonazi-Junta hatte (9). Die Beschädigung des Stromnetzes unter der Kontrolle des Kiewer Regimes hat die Logistik der Streitkräfte stark
beeinträchtigt, was zu einer weiteren Aushöhlung ihrer Kampffähigkeit geführt hat.
Der NYT zufolge haben die Ermittler festgestellt, dass eine der Raketen irgendwann im Sommer hergestellt wurde, während eine andere Ende September oder Anfang Oktober produziert wurde. Einem der
Forscher zufolge untermauern die Ergebnisse die Behauptung, dass „Russland weiterhin fortschrittliche Lenkraketen wie die Kh-101 herstellt, [was] darauf hindeutet, dass es trotz der Sanktionen
Wege gefunden hat, Halbleiter und anderes Material zu beschaffen, oder dass es bereits vor Kriegsbeginn über beträchtliche Vorräte an diesen Komponenten verfügte“.
Die Untersuchung wurde von der Conflict Armament Research (CAR) durchgeführt, einer nach eigenen Angaben „unabhängigen Gruppe mit Sitz in Großbritannien, die in Kriegen verwendete Waffen und
Munition identifiziert und verfolgt“ (a2). Offenbar hatten die Sicherheitsdienste des Kiewer Regimes (vermutlich der Geheimdienst SBU) CAR gebeten, ein kleines Team ihrer Ermittler zu entsenden,
um die Überreste der von den russischen Streitkräften eingesetzten Raketen zu untersuchen.
Die Ergebnisse wurden auch von Piotr Butowski, einem polnischen Journalisten, der sich auf das russische Militär spezialisiert hat, bestätigt. Dies wurde auch von einem ungenannten Analysten des
US-Verteidigungsministeriums in einem Interview vor der Veröffentlichung des Berichts bestätigt. Er erklärte, dass „die Analyse von Herrn Butowski mit den Erkenntnissen der Regierung darüber
übereinstimmt, wie russische Raketenhersteller — einschließlich derjenigen, die die Kh-101 herstellen — ihre Waffen kennzeichnen“. Der US-Analyst erklärte weiter, dass „Berichte aus Russland
darauf hindeuten, dass die Regierung Angestellte in Munitionsfabriken angewiesen hat, Überstunden zu machen, um mehr Munition zu produzieren“.
Dies deutet eindeutig darauf hin, dass die USA wissen, dass Russland über alle notwendigen Komponenten verfügt, um fortschrittliche Waffen wie die Kh-101 herzustellen, was einmal mehr
beweist, dass die Berichte über den angeblichen Mangel an russischen PGMs nichts weiter als Propaganda sind.
Im Gegensatz dazu scheint der militärisch-industrielle Komplex der USA, das größte und mächtigste Waffenkartell der Welt sowie der Hauptlieferant von Waffen an das Kiewer Regime (10), Probleme
mit seinen Beständen an fortschrittlichen Waffen zu haben. Jüngste Daten zeigen das Ausmaß der Produktionsprobleme, mit denen die USA bei der Bewaffnung der Neonazi-Junta konfrontiert sind. Einem
Bericht der National Review vom 3. Dezember zufolge (11) warnte der CEO von Raytheon, Greg Hayes, [ein weiteres Mal, zuerst bereits im April 2022 (12)] davor, dass aufgrund des Drängens der
Biden-Regierung die Streitkräfte des Kiewer Regimes mit diesen Waffen zu versorgen (13), die US-Lagerbestände an Javelin ATGMs (Panzerabwehrlenkraketen) und Stinger MANPADS (tragbare
Luftabwehrsysteme) stark dezimiert sind.
Während einer Podiumsdiskussion über die Ukraine auf dem Reagan National Defense Forum sagte Hayes:
„Das Problem ist, dass wir in den ersten zehn Monaten des Krieges so viel Reserven verbraucht haben. Wir haben im Wesentlichen die Stinger-Produktion von 13 Jahren und die Javelin-Produktion von
fünf Jahren aufgebraucht.“
Hayes zufolge produzieren Raytheon und Lockheed Martin gemeinsam 400 Javelins pro Monat, aber seit 2004 wurden keine neuen Stinger mehr hergestellt. Er betonte jedoch, dass „die anhaltenden
Kämpfe in der Ukraine die vorhandenen Waffenbestände aufbrauchen und die Frage ist, wie wir die Bestände wieder auffüllen können.“
Die National Review behauptet, dass die USA im Mai 5.500 Javelins und 1.400 Stingers an das Kiewer Regime geliefert haben. Die Behauptungen des Vorstandsvorsitzenden von Raytheon könnten zwar
übertrieben sein, da es im Interesse des Unternehmens liegt, die Waffenproduktion zu steigern (14), doch sind sie sicherlich nicht ganz unberechtigt. Allerdings wächst auch die Frustration über
die mangelnde Kontrolle der massiven Waffenlieferungen an das Kiewer Regime, das zu den korruptesten der Welt gehört (15). Der neue, von der GOP [Republikanische Partei] dominierte Kongress wird
den Berichten über den Schmuggel westlicher Waffen aus dem Land höchstwahrscheinlich nachgehen (16).
(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter
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(a1) Die Übersetzung unter Zuhilfenahme des Online-Übersetzers DeepL.com.
(a2) Allein die Tatsache, dass die CAR in den von Kiew kontrollierten Gebieten agieren darf, zeigt, dass die Organisation mitnichten unabhängig ist. Die Ergebnisse der CAR-Untersuchungen sind
wertvoll für Geheimdienste und Militärs. Ein Blick auf die „Partner“ der CAR unterstreicht das (b1):
(b1) Conflict Armament Research (CAR); Über uns; Partner der CAR; https://www.conflictarm.com/about-us/; abgerufen: 10.12.2022
(1) 09.12.2022; Southfront; Drago Bosnic; WHO’S ACTUALLY RUNNING OUT OF MISSILES IN UKRAINE?; https://southfront.org/whos-actually-running-out-of-missiles-in-ukraine/
(2) 22.03.2022; Politico; Alexander Ward, Quint Forgey; Why did Russia launch hypersonic missiles? Dwindling PGMs.;
https://www.politico.com/newsletters/national-security-daily/2022/03/22/why-did-russia-launch-hypersonic-missiles-dwindling-pgms-00019363
(3) 11.05.2022; The Washington Post; Jeanne Whalen; Sanctions forcing Russia to use appliance parts in military gear, U.S. says;
https://www.washingtonpost.com/technology/2022/05/11/russia-sanctions-effect-military/
(4) 24.06.2022; The Telegraph; Verity Bowman; ‚Goat of Kyiv‘ triggers Russian boobytrap and injures 40 soldiers;
https://www.telegraph.co.uk/world-news/2022/06/24/goat-kyiv-triggers-russian-boobytrap-injures-40-soldiers/
(5) 11.04.2022; BRICS Information Portal (i.w. BRICS); Drago Bosnic; US casually brags about waging information war against Russia; https://infobrics.org/post/35504/
(6) 30.11.2022; BRICS; Lucas Leiroz; Stoltenberg admits impact of Russian strikes, contradicting Western media; https://infobrics.org/post/37190
(7) 14.06.2022; Topwar; The potential and capabilities of the Kh-101 cruise missile; https://en.topwar.ru/197532-potencial-i-vozmozhnosti-krylatoj-rakety-h-101.html
(8) 05.12.2022; New York Times; John Ismay; Russian Cruise Missiles Were Made Just Months Ago Despite Sanctions;
https://www.nytimes.com/2022/12/05/us/politics/cruise-missiles-russia-ukraine-sanctions.html
(9) 11.10.2022; BRICS; Ahmed Adel; Russia’s retaliatory strikes mark new phase of conflict in Ukraine; https://infobrics.org/post/36800
(10) 29.08.2022; BRICS; Uriel Araujo; Washington announces $3 billion military aid to Kiev as US world system collapses; https://infobrics.org/post/36476
(11) 03.12.2022; https://www.nationalreview.com/corner/raytheon-ceo-outlines-severe-depletion-of-javelin-and-stinger-stockpiles-amid-ukraine-aid-push/; hinter Bezahl/Registrierungsschranke
(12) 26.04.2022; Reuters; Mike Stone; Shrinking U.S. Stinger missile supply faces re-stocking challenges;
https://www.reuters.com/world/shrinking-us-stinger-missile-supply-faces-re-stocking-challenges-2022-04-26/
(13) 15.04.2022; BRICS; Drago Bosnic; NATO-Weapons for Ukraine – military aid and future for profits for US; https://infobrics.org/post/35550
(14) 28.11.2022; BRICS; Drago Bosnic; EU accuses US of profiteering from Ukraine crisis; https://infobrics.org/post/37169/
(15) 30.11.2022; BRICS; Drago Bosnic; Pentagon cannot account for $20 billion worth of weapons in Ukraine while another $19 billion for Taiwan is missing; https://infobrics.org/post/37191/
(16) 05.12.2022; BRICS; Drago Bosnic; Nigerian president warns Western weapons for Ukraine are ending up in Africa; https://infobrics.org/post/37226